Farm Nutupsdrift 2016

Reisebericht Namibia, Südafrika, Botswana 2016/17 | 15. September 2016 bis 27. Januar 2017

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Leben und Sterben…

Der gestrige Tag war sehr herausfordernd…
Es drehte sich alles um Leben und Sterben und hat mich dementsprechend nachdenklich gemacht.

Alles fing damit an, dass vor einigen Tage ein Rind von einer Giftschlange gebissen wurde. Ihr Zustand hat sich von Tag zu Tag verschlechtert und gestern konnte das arme Ding dann nicht mal mehr aufstehen und hat permanent aus der Nase geblutet.
Leider konnte ich nichts tun, um ihr ein bisschen Linderung zu verschaffe oder sie gar zu erlösen…
Das ist die Natur und die Natur ist manchmal hart und erbarmungslos. Für mich als ziemlich sensible Tierfreundin war das nicht ganz einfach mit anzusehen und ich habe einfach ganz fest gehofft und gebetet, dass sie bald erlöst wird und nicht mehr allzu lange leiden muss.
Als ich dann am späteren Nachmittag wieder nach ihr geschaut habe, war es dann auch tatsächlich so, dass sie bereits verstorben war.
Ich habe mir einen Moment genommen und bin ein bisschen in ihrer Nähe geblieben und alle anderen Rinder standen um mich herum und es kam mir ein bisschen vor, als würden wir gemeinsam Abschied nehmen.
Naja, da bin ich dann halt vielleicht wieder mal ein bisschen zu romantisch veranlagt, aber mir hats geholfen…

Am Morgen desselben Tages hat Jakobus mich informiert, dass Zwillings-Zicklein geboren wurden und beide leider sehr schwach sind.
Wir haben dann gemeinsam versucht, die beiden zum Trinken bei der Mutter zu animieren. Das eine war von Anfang an ein bisschen grösser und stärker als das andere. Es hat die Milch sofort genommen, als Jakobus es ihm ins Maul gespritzt hat. Aber mit dem selber Saugen tat es sich noch ein bisschen schwer. Das Schwächere der beiden hat zwar auch ein bisschen getrunken, aber es konnte sich überhaupt nicht auf den Beinen halten.
Wir haben die beiden dann ein bisschen ruhen lassen und haben später die Prozedur wiederholt.
Das Stärkere war dann schon deutlich besser drauf und hat die Milch sofort verschlungen und nach mehr gerufen.
Diese Schreie gehen übrigens durch Mark und Bein!! Das hört sich manchmal echt so an, als würde ein Baby schreien!
Ja und beim Schwächeren war leider alles noch unverändert. Es konnte sich nicht auf den Beinen halten und sah immer noch ganz klein und wie ein Häufchen Elend aus. Ich habe es ein bisschen gestreichelt und Jakobus hat nochmals versucht, ihm Milch zu geben.
Ich habe dann bemerkt, dass es gar nicht gut aussieht und dass es nicht überleben wird. Ich habe es weiter gestreichelt und es ist in unserem Beisein verstorben… Es war ein sehr berührender Moment und ich war einfach nur dankbar, dass wir dabei waren und es so wenigstens ein bisschen Nähe von uns spüren durfte und sich vielleicht nicht ganz alleine gefühlt hat.
Die Mutter der Zwillinge hat sich wohlwissend ausschliesslich um das stärkere Geschwister gekümmert und das Schwache gar nicht mehr beachtet. Das hat die Natur auch wirklich clever eingerichtet. So hart es ist, aber nur der Stärkste überlebt und es ist die Aufgabe der Mutter, sich um die Starken zu kümmern.

Und hier jetzt aber zur Aufmunterung ein Bild von dem Zicklein, das überleben wird:

(Nachtrag: Ich war zu vorschnell und zu euphorisch, leider ist das zweite Zicklein heute Morgen auch noch gestorben…)

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Und weil nicht nur aller guten Dinge drei sind, sondern allem Anschein nach auch aller Dinge die zum Nachdenken anregen, kam dann nach dem Mittag noch das dritte tote Tier…

Jakobus hat mich informiert, dass er ganz in der Nähe der Farm einen gerissenen Springbock entdeckt hat.
Wir sind mit dem Bakkie hingefahren und haben gekuckt, was da los ist…
Der Riss war noch relativ frisch und das Tier, das ihn getötet hat, wurde anscheinend gestört und konnte nicht allzu viel fressen. Denn allzu viel hat vom Springbock noch nicht gefehlt.
Jakobus hat mir versucht zu erklären, welches Tier denn diesen Springbock gerissen haben soll, aber ich habe ihn nicht verstanden.
Da heute aber Franziska zurück kommt, wird sich das Rätsel dann noch lösen! Ich hoffe mal nicht, dass es ein Leopard war…
Naja, jedenfalls haben wir den Springbock dann auf die Ladefläche gehoben und zu Jakobus Hütte gefahren.
Er wird ihn dann aufschneiden und das Fleisch eventuell für die Hunde verwenden.

Es war für mich in den 3.5 Wochen hier alleine auf der Farm der härteste Tag…
Natürlich wusste ich auch schon vorher, dass das Farmleben zum Teil sehr hart sein kann und ich weiss auch, dass man in Afrika manchmal fast täglich irgendwie mit dem Tod konfrontiert wird. Hier spürt man das Leben und aber halt auch den Tod viel intensiver und erlebt es viel näher mit.
Was mich sehr berührt hat ist, dass Jakobus, der ein ziemlich abgebrühter und abgehärteter Kerl ist und der Tiere auch nicht so als Haustiere kennt, wie wir das tun, dass dieser Jakobus dann doch auch ein bisschen nachdenklich schien, als wir das kleine Zicklein in den Tod begleitet haben. Obwohl das für ihn viel alltäglicher ist als für mich, hat es ihn doch auch berührt und nicht ganz kalt gelassen. Es hat mir gezeigt, dass er Respekt vor dem Tierleben hat und die Tiere zwar ein bisschen anders behandelt, als ich das mache, aber dass er die Tiere doch auf seine Art auch gerne hat.

Und was hat es mit mir gemacht? Hmmm, es hat mich auf jeden Fall nachdenklich gemacht, es hat mich berührt, es hat mich gefordert, aber es hat mir auch einmal mehr gezeigt, wie nahe das Leben und der Tod beieinander sind.

Nun gehe ich gleich Franziska abholen und sie bringt eine Horde kleiner Küken mit!
Die einen gehen, die anderen kommen… Das Leben ist ein ständiger Kreislauf und das ist auch gut so!

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2 Kommentare
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Marietheres u. JOE
7 Jahre zuvor

Hello Daniela deine Farmwochen waren ja sehr spektakulär und sehr informativ. Was macht ihr mit den verstorbenen Tieren? Wir wünschen dir noch eine spannende Zeit in Africa.