Moremi und Khwai, Botswana

Löwensichtungen ja, aber…

Ja wir hatten in der ersten Zeit auf unserer Reise ein paar Löwensichtungen. Und das ist natürlich immer schön und wir freuen uns grundsätzlich über jede Sichtung. Aber es gibt halt trotzdem Unterschiede und diese versuche ich in diesem Blog ein wenig zu erläutern. Alle, die selber regelmässig in Afrika unterwegs sind und wie wir gerne fotografieren, werden wahrscheinlich verstehen können, was ich damit meine.

Es eignet sich halt nicht jede Sichtung, um schöne Fotos zu machen. Das ist auch nicht nötig, denn wir können die Begegnung mit Tieren auch einfach so geniessen, denn darum geht es ja schlussendlich :-).

Unsere erste Löwensichtung auf dieser Reise hatten wir, nachdem wir die Spuren bereits seit einiger Zeit verfolgt haben. Wir sind am Morgen ab South Gate gestartet und suchen besonders am Morgen natürlich immer nach irgendwelchen Spuren. Da viele Tiere gerne in den Strassen laufen, findet man da besonderes auf sandigen Pisten immer mal wieder interessante Hinweise.

So also auch an diesem Morgen. Wir konnten identifizieren, dass es sich vermutlich um zwei Löwenmännchen handelt. Also haben wir die Spur verfolgt so gut es ging und tatsächlich sind wir plötzlich auf die Beiden gestossen. Das ist immer ein besonderer Moment und ein grosses Erfolgserlebnis. Nur haben diese Beiden dann beschlossen, die Strasse genau in diesem Moment zu verlassen, sich einen schönen schattigen Busch zu suchen und sich dahinter zu legen, genau so, dass wir keine Chance hatten, noch einen weiteren Blick auf sie zu werfen…

Das einzige Bildmaterial, das wir von den Beiden machen konnten war ein kleines Video, das ich mit dem Handy gemacht habe… Und darauf sieht man, dass es sich um zwei stattliche, schöne Male Lions handelt, die wir natürlich gerne auch noch ein bisschen fotografiert und bewundert hätten. Aber so ist das eben in der Wildnis, wir sind ja hier nicht im Zoo :-).

Als nächstes sind wir auf ein Honeymoon-Couple gestossen, ein Löwenpaar mitten im Paarungsprozess. Das heisst, die beiden liegen ziemlich kaputt im Gras, bis das Weibchen paarungsbereit ist, dann dauert der Akt ein paar Sekunden, beiden fallen wieder kaputt ins Gras zurück bis das Ganze nach ca. 10 bis 15 Minuten von vorne beginnt :-).

Die nächste Sichtung hatten wir in der Khwai-Gegend, als wir schon zu den Maghoto-Campsites gewechselt haben. Auch diese Begegnung war natürlich schön und wir haben uns über die zwei vollgefressenen Females gefreut. Natürlich sind Löwen wunderschöne Tiere, aber auch sie sehen nicht besonders vorteilhaft aus, wenn sie vollgefressen im Schatten von einem Busch oder mitten auf der Strasse am schlafen sind 😂. Deshalb auch hier nur ein kleines Video:

Die nächste Begegnung war dann wirklich sehr interessant und aussergewöhnlich! Denn am nächsten Morgen sind wir zuerst wieder zu der Stelle gefahren, wo wir die beiden Weibchen angetroffen haben. Sie waren wie erwartet nicht mehr dort, aber statt dessen haben wir in der nähe ein sehr junges Löwenmännchen angetroffen. Er war ganz offensichtlich auf der Suche nach den beiden Weibchen. Er sah ziemlich verzweifelt und auch etwas hungrig aus. Die beiden Weibchen haben also das Festessen gestern ohne ihn genossen! Aber warum? Wir vermuten, dass dieses junge Männchen der Sohn von einer der beiden Löwinnen ist und dieser nun lernen muss, auf eigenen Beinen zu stehen. Ab einem gewissen Alter müssen sich die Löwenmännchen von ihren Müttern und ihrem Rudel verabschieden und ihren Weg alleine weiter gehen. Und dieser Löwenjunge hatte darauf offensichtlich noch keine Lust und hat ziemlich verzweifelt nach den beiden gesucht und sie auch immer wieder gerufen. Leider kam aber keine Antwort… Es war herzergreifend, ihm bei der Suche zuzusehen. Er hat die ganzen Plätze abgeschnuppert, an denen sich die Weibchen aufgehalten haben…

Später an diesem Tag haben wir ihn dann unter einem Busch wieder gefunden. Er hat sich damit abgefunden, dass er seine Mutter und Tante wohl an diesem Tag nicht mehr finden wird.

Zwei Tage später haben wir ihn dann tatsächlich nochmals angetroffen und zwar mitten auf der Transitstrasse von Khwai nach Mababe. Es war bereits fast dunkel und wir waren unterwegs zu unserer Campsite. Er lag wirklich mitten auf der Strasse und meine «menschlichen» Gefühle gingen mit mir durch… Es fühlte sich so an, als wäre er wirklich einsam und könnte das Ganze hier noch nicht so richtig verstehen. In diesen Momenten entwickelt man wirklich grosses Mitgefühl mit den Tieren und möchte sie am liebsten trösten und ihnen Gesellschaft leisten. Das sind wie gesagt alles menschliche Interpretationen und menschliche Gefühle.

Aber auch dieser Löwe wird seinen Weg gehen, wird seine Erfahrungen sammeln und hoffentlich irgendwann ein Herrscher über sein Reich werden. Ich wünsche ihm nur das Beste und ganz viel Erfolg auf seinem weiteren Weg!

Auch hier sind keine wirklich schöne Bilder entstanden, aber unvergessliche und berührende Momente…