Namibia | Botswana | SĂŒdafrika 2022/23

Reisebericht Namibia, Botswana und SĂŒdafrika 2022/23 | 19. Dezember 2022 bis 9. Februar 2023

Blog_28_Ersatzreifen-1

Das fĂ€ngt ja gut an 🙈

Zwischen Zutshwa und Name Pan in Botswana

Ersatzreifen-Desaster

Ich fahre zuerst die Strecke von Maun nach Kang und ĂŒbernachte dort bevor es weiter geht zum Nordeingang vom Kgalagadi.

Die Strecke von Zutshwa bis zum Kaa-Gate ist ziemlich einsam und ich sehe, dass sie schon lĂ€nger nicht mehr befahren wurde. Es ist zum Teil ziemlich tiefsandig und es ist aber auch eine furchtbare RĂŒttelpiste. Das ganze Auto ist nonstop am schĂŒtteln und rĂŒtteln und es ist unglaublich laut, da alles am knarren und Ă€chzen ist und alles gut romgeschĂŒttelt wird.

Irgendwann wird es Zeit fĂŒr eine Pinkelpause. Es ist aber ziemlich schwierig einen geeigneten Platz zu finden um anzuhalten, weil es immer wieder Abschnitte gibt, in denen ich in tiefem Sand fahre und da will ich definitiv nicht anhalten.

Irgendwann kommt ein guter Abschnitt, ich halte kurz an, steige aus und laufe hinter den Cruiser. Da stockt mir der Atem!! Irgendetwas sieht da definitiv nicht so aus, wie es aussehen sollte!!

Das eine Reserverad hĂ€ngt herunter und hĂ€lt nur noch an dem Kabel mit dem es zusĂ€tzlich vor Diebstahl gesichert war. Das Wheelcover ist bereits weg und ich kann nicht fassen, was ich da sehe!! Das Sicherheitsschloss am Kabel kriege ich nicht auf, weil alles total verdreht ist und die Zahlen lassen sich ĂŒberhaupt nicht mehr bewegen… Was mach ich nun?? Ich stehe ratlos vor diesem schrĂ€gen Anblick und frage mich, wann das passiert ist und wieso ich nichts bemerkt habe…

Ich war derart auf die Strasse konzentriert und wollte in den tiefsandigen Abschnitten auf keinen Fall zu langsam werden, um mich ja nicht festzufahren. Noch dazu war es wie bereits beschrieben aufgrund der RĂŒttelpiste so laut, dass ich das einfach nicht hören konnte. Falls es da ĂŒberhaupt etwas zu hören gab.

Zuerst brauche ich echt einen Moment um zu begreifen, was ĂŒberhaupt passiert ist. Das ganze Reserverad ist von der Halterung abgebrochen und hĂ€ngt jetzt so tief unten, dass es den Boden berĂŒhrt.

Ich frage mich echt, was ich jetzt machen soll… Aber was habe ich fĂŒr eine Wahl? Ich kriege das Reserverad alleine nicht weg und auf Hilfe hoffen kann ich eh vergessen.

Also bleibt nur eins: Weiterfahren! Ich entscheide mich, einfach weiter zu fahren und die Situation ĂŒber den Aussenspiegel zu beobachten. Und es dauert tatsĂ€chlich gar nicht lange, bis das Kabel reisst und der Ersatzreifen liegenbleibt! Nun habe ich leider das Problem, dass ich keine Chance habe, umzudrehen. Der Sand ist tief und auf beiden Seiten direkt neben der schmalen Piste hat es hohe SandhĂŒgel. Ich muss ein ganzes StĂŒck weiterfahren, bis ich endlich eine Möglichkeit finde, um ein bisschen aus der Piste herauszufahren und mit einem langwierigen Manöver die Fahrtrichtung zu Ă€ndern.

Nun geht’s wieder zurĂŒck bis ich beim Reifen bin, hier nun das nĂ€chste Problem. Ich muss an ihm vorbei fahren können, damit ich eine Chance habe, ihn irgendwie einzuladen. Es ist wirklich eine sehr enge Piste und der Tiefsand macht alles nicht unbedingt leichter. Ich schaffe es, an dem Reifen vorbeizufahren, halte an und stehe nun vor dem nĂ€chsten RĂ€tsel. Wie um Himmels Willen soll ich diesen Reifen nun in den Cruiser hinein hieven…?? Der Reifen ist abartig schwer und es war uns schon immer klar, dass ich keine Chance hĂ€tte, einen Reifen alleine zu wechseln. Aber dass ich mal vor so einer schrĂ€gen Herausforderung stehen wĂŒrde hĂ€tte ich nie im Leben gedacht. Da denkt man an viele Dinge, die auf so einer Reise passieren könnten, aber dass das Reserverad einfach wegbricht, darauf wĂ€re ich echt nicht gekommen.

Und nun stehe ich hier und habe genau dieses Problem und muss diesen scheiss-schweren Reifen irgendwie in den Cruiser reinbringen.

Ich nehme allen Mut zusammen, bĂŒndle meine Kraft und starte einen Versuch. Ich kriege den Reifen so weit hoch, dass ich ihn auf den Tritt, den wir hinten angebracht stellen kann, muss aber trotzdem das ganze Gewicht halten und ihn dann noch ein StĂŒck weiter hochschieben, damit ich ihn in den Gang hieven kann. Es gelingt mir tatsĂ€chlich und ich kann es fast nicht glauben!! Die blauen Flecken und SchĂŒrfungen an den Unterarmen waren nach zwei Wochen immer noch zu sehen 🙈…

Aber ich habe es geschafft!! Und es zeigt mir gleich am Anfang von meinem Solotrip, dass man zwar an viele EventualitÀten denken und sich darauf vorbereiten kann, aber am Schluss zÀhlt vor allem eins: Dass man kreativ ist, sich zu helfen weiss und immer irgendeinen Plan machen kann!

Ich fahre danach noch eine weite Strecke wieder zurĂŒck, weil es mir keine Ruhe lĂ€sst. Ich frage mich echt, wie lange dieser Reifen wohl schon so runter gehangen ist. Und ich muss wirklich viele Kilometer zurĂŒck fahren, bis ich das Wheelcover (ich weiss gar nicht genau, wie das auf deutsch heisst 🙄) in der Strasse finde. Und das ist wahrscheinlich nicht direkt danach abgefallen sondern erst nach einiger Zeit, als der Reifen schon am Boden mit geschleift ist.

Danach drehe ich wieder um und fahre nun endlich wieder in die richtige Richtung, nÀmlich weiter zum Kaa-Gate.

Dort angekommen gehe ich ans Gate und zeige meine Reservierung fĂŒr die Campsite. Der Angestellte ist sehr ĂŒberrascht, dass ich alleine unterwegs bin und ganz alleine auf dieser Campsite ĂŒbernachten will. Ich frage ihn, ob denn die Löwen im Moment in der Gegend sind und er sagt, dass sie fast jede Nacht irgendwo in der NĂ€he sind.

Ich erzĂ€hle ihm die Geschichte mit dem Ersatzrad und dass ich mich frage, was ich damit nun machen soll… Er schaut mir unglĂ€ubig und mit grossen Fragezeichen hinterher, als ich durchs Gate und zur etwa 1 km entfernten Campsite fahre.

Ich entschliesse mich dazu, Reto mit dem Satellitentelefon anzurufen und ihm die Situation zu schildern. Er kann nicht glauben, was ich ihm da erzĂ€hle!! Es ist ja zum GlĂŒck alles gut gegangen und ich wusste mir zu helfen. Aber ich habe natĂŒrlich jetzt immer noch ein Problem. Denn ich kann unmöglich jeden Tag diesen Reifen aus dem Cruiser herausnehmen und ihn dann immer wieder einladen. Drin lassen geht auch nicht, weil er dort total im Weg ist. Und ich habe ja immerhin noch fast 3 Wochen vor mir… Am liebsten wĂ€re es mir, wenn ich ihn einfach hier lassen könnte… Das ist zwar schon ein bisschen doof, aber ich sehe keine andere Möglichkeit und Reto fĂ€llt auch nichts besseres ein…

SpÀter am Abend kommt ein Auto daher und zwar mit 3 Angestellten, die nach mir sehen wollen. Sie stehen alle 3 mit grossen Fragezeichen vor mir und können nicht glauben, dass ich tatsÀchlich alleine hier bleiben will. Ich zeige ihnen, dass ich gut eingerichtet bin und auch auf Löwenbesuch vorbereitet bin. Denn die Löwen kommen immer mal wieder auf diese Campsite, weil es hier eine Outdoor-Dusche gibt und diese leckt. Also hat es immer Wasser in einer Art Trog, wo das Wasser der Dusche hineinfliesst.

Ich wĂŒrde mich natĂŒrlich sehr freuen, wenn die Löwen kommen wĂŒrden, wir haben sie hier ja sogar auch schon selber erlebt. Und die Zeichen von ihnen habe ich bei meiner Ankunft bereits entdeckt, aber dazu dann mehr im nĂ€chsten Post.

Nun erklÀre ich diesen 3 MÀnnern erst einmal mein Reifenproblem und dass ich diesen unmöglich mitnehmen kann. Ich frage, ob ich ihn hier lassen kann und der Chef fragt, ob das denn ein Geschenk wÀre. Ich bejahe und zu zweit hieven sie den Monsterreifen auf die LadeflÀche von ihrem Truck.

Und so bin ich also den geretteten Ersatzreifen nun doch wieder los…

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5 Kommentare
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Karin Pfister
1 Jahr zuvor

Auweiah, das ist ja eine Geschichte! 🙈 Ich hoffe du hĂ€ttest das Rad spĂ€ter nicht noch gebraucht!
Bin gespannt wie es weiter geht! 😊

Daniela
1 Jahr zuvor

Wow, Abenteuer puur!

Doris
1 Jahr zuvor

Liebe Daniela, du hast uns diese „Reifengeschichte“ zwar bereits in Stellenbosch persönlich erzĂ€hlt, aber wenn wir jetzt deinen unglaublichen Bericht lesen, mĂŒssen wir wieder schmunzeln und herzhaft lachen! In der Not entwickelst du unglaubliche KrĂ€fte. Wirklich stark und die 3 MĂ€nner waren sicher happy ĂŒber den schönen Reifen…:-)