Botswana | Südafrika 2021/22

Reisebericht Botswana und Südafrika 2021/22 | 13. Dezember 2021 bis 1. Februar 2022

Blog_31_Wild-Dogs-17

Schreie mit Folgen

Third Bridge, Moremi Game Reserve, Okavango Delta, Botswana

Was geht ab…??

Wir sind im letzten Blogpost da stehengeblieben, dass alle 13 Wild Dogs friedlich am Boden lagen und wir ihre Gesellschaft genossen haben.

Und auf einmal ertönt ein grausamer Schrei aus dem Busch und im Bruchteil einer Sekunde sind alle Wild Dogs auf den Beinen und rennen so schnell weg, dass wir kaum realisieren können, was hier gerade passiert!

In einiger Entfernung können wir ihre wedelnden Schwänze und ein grosses Gewusel erkennen.

Wir folgen ihnen dorthin und es war bereits vorher klar, dass sie irgendetwas erwischt hatten. Aber wieso hat das Tier denn schon geschrien, bevor die Hunde überhaupt dort waren?? Irgendetwas stimmt hier doch nicht ganz…?

Wir sind im Moment aber noch so geflasht von der ganzen Szene, dass wir diesen Gedanken noch nicht weiter nachgehen können.

Zuerst einmal versuchen wir, die Situation zu erfassen und zu erkenne, wo sich alle Hunde befinden.
Die Jüngeren sind damit beschäftig, das erlegte Tier auseinander zu reissen und sich ihren Teil zu sichern.

Die älteren Hunde haben sich rund um den Kill platziert und «riegeln» sozusagen das Gelände weiträumig ab :-). Dies mit guten Grund, wie sich später noch herausstellen wird.

Wir lassen den Dogs ein bisschen Zeit, um sich an unser Auto zu gewöhnen. Nach einer Zeit wagen wir es, auszusteigen und sehen, wie sie darauf reagieren. Sie bemerken schnell, dass wir nicht an ihrer Beute interessiert sind und lassen uns gewähren.

An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass wir dies normalerweise nicht tun. Aber in dieser Situation konnten wir gut abschätzen, dass wir die Hunde nicht stören und es auch für uns nicht gefährlich wird. Ausserdem blieben wir immer ganz nahe bei unserem Auto.

Es dauert nicht lange und jemand, der von diesem Kill ein Stück abhaben will taucht auf der Bildfläche auf. Es ist eine Hyäne, die versucht, näher an das Geschehen heran zu kommen. Die erwachsenen Hunde, die sich zum Aufpassen positioniert haben reagieren sofort und gehen gemeinsam auf die Hyäne los. Diese jault auf und ist im nächsten Moment von den Wild Dogs umzingelt. Sie erteilen ihr eine Lektion und belassen es dann dabei.

Sie hat verstanden, bleibt aber dennoch immer in der Nähe des Kills, denn sie weiss genau, dass die Dogs irgendwann fertig sind und vielleicht ist dann ja noch was übrig :-).

In der Zwischenzeit beobachten wir weiter die Szene und denken nochmals darüber nach, wie das ganze begonnen hat. Und in dem Moment hören wir aus dem Busch heraus ein tiefes Knurren!! Wir erkennen sofort, von wem dieses Knurren stammt, es kann sich nur um einen Leoparden handeln!!

Nun wird langsam klar, was hier wirklich passiert ist! Dieser unglückliche Impalabock wurde Opfer eines Leopardenagriffs, daraufhin hat es diese entsetzlichen Schreie von sich gegeben, die wir und vor allem die Dogs gehört haben.

Innerhalb von wenigen Sekunden waren die Wild Dogs vor Ort und haben dem Leoparden den Impalabock, noch lebend gestohlen und ihn sofort in Stücke gerissen.

Der Leopard hat sich aus dem Staub gemacht, weil er wusste, dass er bei so einem grossen Rudel keine Chance hat…

Die Wild Dogs haben kurzen Prozess gemacht und sind nun die Sieger in dem ganzen Drama…

Übrigens hat man immer das Gefühl, dass es besonders brutal ist, wenn die Wild Dogs ihre Beute bei lebendigem Leibe zerreissen. Es ist aber tatsächlich so, dass dies für das Opfer der weitaus schnellere und «schönere» Tod ist, als z.B. bei einem Löwen- oder Leopardenkill. Das dauert in der Regel viel länger und das Tier leidet mehr.

Wir haben eine lange Zeit mit den Wild Dogs verbracht und ihnen beim Fressen zugesehen. Es war ein absolut eindrückliches und mit Adrenalin gefülltes Erlebnis!
Und dies alles, wo wir doch so schnell wie möglich und ohne Umwege zum South Gate wollten 🙈…

Übrigens war am Schluss sogar für zwei Hyänen auch noch ein kleines Stück übrig, das sie sich schnappen konnten :-).

Irgendwann ist der ganze Spuk vorbei, die Wild Dogs sind weitergezogen, die Hyänen haben die letzten Reste abgestaubt und wir beschliessen, nun doch endlich weiter zum South Gate zu fahren.
Es wird uns auf einmal wieder klar, dass wir immer noch in Third Bridge sind und wir noch einen weiten Weg voller Anspannung vor uns haben. Denn der Diesel in unserem Tank ist leider in der Zwischenzeit nicht mehr geworden…

Und es ist fast nicht zu glauben, aber als wir es fast schon geschafft haben, stossen wir doch tatsächlich nochmals auf Wild Dogs!!! Wie viel Glück kann man an einem Tag eigentlich haben?? Sie liegen verstreut neben der Strasse in einer Waldlichtung. Wir haben einige Momente mit ihnen, bevor sie im Busch verschwinden…

Und wir setzen unseren Weg zum South Gate fort und ich bibbere auf dem Beifahrersitz und zähle die Kilometer rückwärts… Irgendwann sind es nur noch 5… Aber ganz ehrlich, das hilft uns auch nicht weiter, denn wenn wir hier nun stehenbleiben, ist es nicht viel besser als wenn es noch 30 km sind… Denn auch 5 km kann man hier im Busch nicht zu Fuss zurück legen… Auch hier müssten wir beim Auto bleiben und warten und hoffen, dass irgendwann jemand vorbei kommt…

Im nächsten Blogpost gibt es die Auflösung, ob wir es geschafft haben :-).
Hier nun aber zuerst noch einer der Wild Dogs, die wir kurz vor unserem Ziel angetroffen haben:

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2 Kommentare
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Doris und Herbert
2 Jahre zuvor

Wow, so schöne Wildhund-Erlebnisse mit so vielen tollen Fotos und Videos!
Wildhunde sind die erfolgreichsten Jäger, sehr sozial und sehr clever – und obendrein, wie ich feststelle, auch noch sehr fotogen. Natürlich braucht es dazu auch eine einfühlsame Fotografin.
Danke für die eindrücklichen Fotos und Videos!
LG Doris