Rooiputs, Kgalagadi Transfrontier Park, Botswana

Frühmorgens…

Wir sind gerade erst aufgestanden, haben uns aus dem warmen Schlafsack geschält und uns dick eingemummelt, da es ziemlich kalt ist. Reto hat bereits seinen ersten Kaffee getrunken und wir sind daran, uns für die morgendliche Fahrt bereit zu machen. Im Juni darf man ab 7.30 Uhr losfahren und im Park unterwegs sein.

Dann auf einmal geht’s los!! Löwengebrüll in unmittelbarer Nähe! Es bebt in der Brust und treibt uns die Tränen in die Augen, da es so nahe und sooo unglaublich schön und intensiv ist. Es sind viele Löwen und sie geben Gas, um klar zu machen, dass sie hier die Chefs sind. Leider habe ich das Gebrüll nicht aufgenommen, das ist echt schade, aber immerhin ein Bild von der Morgenstimmung :-).

Wir packen sofort alles ein und machen uns bereit, um loszufahren und sie zu suchen. Weit müssen wir tatsächlich nicht fahren. Sie sind direkt unter der Campsite. Zuerst entdecken wir 3 Weibchen, die anscheinend in Spiellaune sind. Sie greifen einander an und jagen sich nach. Wir fahren näher zu ihnen ran und beim Vorbeifahren entdecken wir dann die ganze Gruppe. Es sind tatsächlich 5 Weibchen und 2 Male Lions!! Wow, wir sind überwältigt! Und das alles in dieser wunderschönen Morgenstimmung und wir ganz alleine mit den Löwen!

Irgendwann herrscht Aufbruch-Stimmung und die Löwen ziehen ein Stück weiter. Wir können ihnen nicht direkt folgen, da sie querfeldein laufen. Wir fahren weiter der Strasse entlang, in der Hoffnung, dass sie sich wieder irgendwo niederlassen, wo wir sie sehen können.

Sie laufen über einen Hügel und finden dahinter einen Platz, der ihnen anscheinend optimal erscheint, um hier den Rest des Tages zu verbringen. Das ist jetzt natürlich noch nicht klar, aber wir werden die nächsten Stunden mit ihnen gemeinsam verbringen. Und obwohl sie nicht mehr allzu aktiv sind, passiert doch immer wieder etwas und wir können uns nicht von ihnen losreissen :-).

Wir sind all die Stunden hier ganz alleine mit ihnen und erleben ganz intime und wunderschöne Momente mit ihnen. Es ist ein so grosses Privileg, dass wir die Möglichkeit haben, dies alles mitzuerleben. Besonders die zwei Brüder scheinen eine unglaublich schöne Verbindung zueinander zu haben. Sie gehen so liebevoll miteinander um und es ist wunderschön, dass wir das miterleben dürfen.

Eine der Löwinnen kommt wohl in den nächsten Tagen in Heat. Das heisst, sie wird läufig. Sie bietet sich jetzt schon den beiden Männchen immer mal wieder an, streicht um sie herum und wirkt ganz aufgeregt. Aber anscheinend riecht sie noch nicht gut genug, denn beide Männchen sind noch nicht so richtig interessiert 🤣. Es wird aber wohl nicht mehr lange dauern und einer der Males wird sich mit ihr zurück ziehen und sich mit ihr paaren. (Kleiner Spoiler: Wir werden es noch miterleben 😌)

Aber jetzt heisst es einfach geniessen und sich dem entschleunigten, liebevollen, verbundenen, faulen und langsamen Leben der Löwen hinzugeben…

Besonders die zwei Males gehen extrem liebevoll miteinander um und intensivieren ihre Verbindung mit gegenseitigem Putzen. Es sind sehr intime und wunderschöne Momente, die wir mit ihnen verbringen dürfen…

Hier versucht es die Löwin mal wieder, aber anscheinend ist der Zeitpunkt noch nicht gekommen, denn sie riecht noch nicht «richtig» ;-).

Irgendwann sind die Löwen dann aber wirklich nur noch faul und alle am Schlafen. Wir beschliessen, dass wir zurück auf die Campsite fahren und auch eine kleine Pause machen. Danach machen wir einen kleinen Drive bis zum nächsten Wasserloch. Dort sehen wir eine Löwin, die gerade fertig ist mit Trinken und sich auf den Weg über die Dünen macht. Es scheint heute wirklich ein Löwentag zu sein!

Wir drehen aber nun wieder um und kehren zurück zu «unseren» Löwen. Diese haben wir nämlich ganz für uns alleine. Als wir bei ihnen ankommen, sind sie immer noch am schlafen und man sieht sie kaum. Wir stellen uns in ihre Nähe und warten. Irgendwann kommt doch tatsächlich «unser» Honey Badger daher. Diese Geschichte habe ich bereits erzählt. Erst denke ich ja, dass ihn die Löwen gar nicht sehen, da sie immer noch faul herumliegen und der Dachs bereits nicht mehr in ihre Richtung läuft.

Aber als er schon ein Stück weit weg ist, entdeckt ihn eine der Löwinnen und ihr Interesse ist sofort geweckt! Obwohl ich mir grosse Sorgen um den Kleinen mache, ist es schlussendlich unser Glück. Denn alle Löwen erheben sich nun und alle Weibchen laufen der Ersten hinterher, um zu sehen, was da hinten los ist. Alle müssen dafür an unserem Auto vorbeilaufen.

Und die beiden Male Löwen posen für uns im wunderschönen Abendlicht und wir dürfen einen atemberaubenden Ausklang von diesem intensiven Löwentag geniessen. Was für ein Glück!! Wir sind absolut überwältigt! Das war nun wirklich die Belohnung für all die Strapazen und all den Ärger, den wir bereits durchleben mussten!

Und wie ich ja bereits erwähnt habe, wissen wir inzwischen, dass auch der Honey Badger die Löwenbegegnung vollkommen unbeschadet überstanden hat ☺️.