Marie se gat, Kgalagadi, Südafrika

Die Tochter von Nonisa

Was für ein Highlight!! Wie bereits erwähnt bin ich ja auf der Campsite in Nossob die Nachbarin von Marius und seinem Schwiegervater. Wir führen immer mal wieder Gespräche über Sichtungen und er erzählt mir auch einiges aus seinem Leben. Es ist sozusagen eine schöne Nachbarschaftsfreundschaft entstanden :-).

Eines morgens kommt Marius ganz aufgeregt von seinem Morning Game Drive zurück. Er hatte eine absolut spezielle Sichtung. Er war bereits seit einigen Stunden unterwegs und hat dann beschlossen, dass er auf dem Rückweg zum Camp noch einen kurzen Stopp an einem Wasserloch einlegt, um dort ein paar seiner Bilder zu sichten. Es war bereits 10 Uhr und er fand es einfach gerade passend, hier noch eine kleine Pause einzulegen, bevor er zurück auf die Campsite fährt. Er hatte aber keinerlei Erwartungen, dass noch irgendetwas auftaucht.

Er steht also am Wasserloch und ist ganz vertieft in die Sichtung seiner Bilder. Als er irgendwann aufblickt, schaut er geradewegs in das Gesicht einer Leopardin!! Er kann es natürlich zuerst gar nicht glauben und im nächsten Moment ist sie auch schon unter seinem Auto!

Er kann noch einige Zeit mit ihr verbringen, bevor sie in einiger Entfernung unter einem Busch verschwindet. Als er zurück auf die Campsite kommt ist er natürlich ganz aus dem Häuschen und erzählt mir die ganze Geschichte.

Am Nachmittag beschliessen er und sein Schwiegervater schon ziemlich früh wieder zurück an das Wasserloch zu gehen. Ich mache mich einige Zeit später auch auf den Weg, erwarte aber ehrlich gesagt nicht allzu viel. Als ich am Wasserloch auftauche, sind schon einige Autos dort und ich sehe mittendrin Marius. Er winkt mich zu sich heran, also stelle ich mich direkt neben ihn und er zeigt mir den Busch, unter dem die Leopardin liegt. Es ist relativ weit weg und da es noch recht früh und heiss ist, rechne ich absolut nicht damit, dass sie sich in nächster Zeit von dort weg bewegen wird.

Marius und ich führen von Auto zu Auto lustige Gespräche und vertreiben so ein bisschen die Zeit. Aber allzu lange müssen wir gar nicht warten, denn überraschenderweise zeigt sich Nosi, wie die Leopardin heisst schon bald darauf, indem sie aus dem Busch heraus kommt und sich daneben setzt.

Es ist immer noch weit weg und meine Sicht nicht unbedingt gut. Marius und ich machen einen Plan, wie wir uns hinstellen wollen, falls sie doch entscheidet, zu uns runter zu kommen. Wir fahren beide ein Stück weiter nach vorne, weil er das Gefühl hat, dass sie direkt vor uns die Strasse überqueren und zum Wasserloch laufen könnte.

Sie setzt sich in Bewegung und es wird richtig spannend. Sie begutachtet all die Autos, die hier unten auf der Strasse stehen und offensichtlich auf sie warten. Nun möchte ich noch kurz etwas zu dieser Leopardin erzählen. Einige werden sich vielleicht wundern, weshalb sie überhaupt einen Namen hat und wieso wir wissen «wer» sie ist. Ich habe in meinem Blog schon öfters das Kgalagadi Leopard Project erwähnt. Dr. Matthew Schurch hat dieses vor vielen Jahren ins Leben gerufen und es geht darum, die Leoparden im KTP zu erforschen. Deshalb haben alle Leoparden Namen und deshalb kann man auch herausfinden, welchen Leoparden man angetroffen hat. Hier gibt es weitere Infos dazu:
Kgalagadi Leopard Project

Dies hier ist also Nosi, sie ist eine junge Leopardin die noch nicht lange alleine unterwegs ist. Und das Wunderschöne daran ist, dass ich auch ihre Mutter Nonisa kenne!! Diese haben Reto und ich nämlich fast im selben Alter vor einige Jahren angetroffen und auch eine geniale Zeit mit ihr verbracht.
Hier findet ihr die ganze Begegnung und Geschichte dazu:
Nonisa

Nun aber zurück zu dieser Sichtung. Nosi bewegt sich langsam zu uns herunter und es bleibt bis ganz zum Schluss spannend, welchen Weg sie einschlagen wird. Irgendwann steht sie neben Marius Auto, aber leider auf der Seite, wo ich nichts sehen kann… Er hält mich auf dem Laufenden was sie tut und ich bin mit Handy bereit, um zu filmen, falls sie hinter unseren Autos durchläuft.

Dann plötzlich robbt sie doch tatsächlich wieder unter das Auto von Marius!! Und dann geht alles ganz schnell. Sie kommt unter seinem Auto hervor, läuft zwischen unseren Autos, die relativ nahe beieinander stehen weiter und verschwindet unter unserem Cruiser!! Marius kann gerade noch ein Foto von ihr machen, als sie unter unserem Auto liegt:

Alle um uns herum haben nun gute Sicht darauf, was Nosi macht, aber ich kann leider nichts erkennen. Leute, die in ihren Autos um mich herum stehen zeigen mir, was sie macht und wo sie ist. Es geht aber leider alles ganz schnell, so dass ich nichts davon festhalten kann.

Danach geht sie weiter zum Wasserloch, trinkt dort ein bisschen und legt sich dann unter einen Busch daneben. Ich habe einen relativ guten Platz und kann sie die meiste Zeit sehen. Sie liegt lange unter dem Busch im Schatten und steht aber immer mal wieder auf und bietet eine kurze Show.

Nosi ist die Autos von klein auf gewohnt. Ihre Mutter Nonisa hat sie anscheinend öfters in der Nähe der Autos alleine gelassen, währendem sie auf die Jagd gegangen ist. Deshalb hat sie keine Angst und sucht sogar teilweise die Nähe der Autos. Es ist wohl nicht unbedingt eine gute Entwicklung, denn sie war sogar schon öfters auf der Campsite in Nossob unterwegs, obwohl diese eingezäunt ist…
Ich hoffe von ganzem Herzen, dass sie irgendwann die natürliche Scheue vor Autos und Menschen wieder zurück gewinnt und sich wieder etwas mehr distanziert.

Aber im Moment gerade ist es natürlich wunderschön, dass ich ihre Anwesenheit für fast 2 Stunden geniessen darf. Sie bleibt wirklich lange in der Nähe des Wasserlochs und irgendwann läuft sie dann wieder über die Strasse und verschwindet über der nächsten Düne.

Was für eine tolle Begegnung!! Ich habe schon vor einem Jahr immer mal wieder nach Nonisa und Nosi gesucht, weil es damals einige Sichtungen der beiden gab, als ich im KTP war. Leider damals vergeblich. Aber nun hatte ich das grosse Privileg, Nonisas Tochter doch noch begegnen zu dürfen!