Urikaruus, Kgalagadi Transfrontier Park, Südafrika

Botshelo!!

Unglaublich aber wahr! In meiner Nacht alleine in meiner Cabin in Urikaruus läuft doch tatsächlich ein alt Bekannter direkt an meiner Veranda vorbei!

Aber ganz von vorne… Ich verbringe ja auf meinem Solo-Trip eine Nacht in Urikaruus. Bisher hatte ich in der kurzen Zeit im KTP nicht allzu viele nennenswerte Sichtungen.

Ich habe aber einen schönen Tag im Auob-Tal verbracht und freue mich nun darauf, mich kuschelig in meinem Häuschen einzurichten, etwas zu essen und den Tag auf der Veranda ausklingen zu lassen. Dazu muss ich noch erwähnen, dass es sehr kalt ist und wir in unserer ersten Nacht vor ein paar Tagen hier wirklich alles an warmen Kleidern gebraucht haben. Und in der Nacht hatte ich nebst der dicken Daunendecke auch noch zwei Wolldecken über mir! Deshalb habe ich diesmal vorgesorgt und auch noch meinen Schlafsack aus dem Cruiser mitgenommen :-).

Nun sitze ich also gemütlich um 19 Uhr auf der Veranda, es ist bereits stockdunkel, aber der fast volle Mond ist am leuchten.

Plötzlich höre ich hinter dem Häuschen ein Bellen. Es muss von den süssen Kapfüchsen kommen, die beim Eindunkeln jeweils um die Häuschen schleichen. Und es kann nur eines heissen: Ein Leopard ist ganz in der Nähe! Und schon höre ich ihn auch! Er gibt diese ganz urtümlichen und eindeutigen Geräusche von sich, die etwas zwischen Knurren und einem undefinierbaren Laut sind. Jedenfalls geht es durch Mark und Bein und solche Laute können nur Leoparden von sich geben! Ich gehe auf die andere Seite und blicke von der Holzkonstruktion aus in die Weite, kann aber nichts erkennen.

Die Füchse sind noch einige Zeit am Bellen und irgendwann kehrt Ruhe ein. Aber nicht lange… Plötzlich höre ich neben der Veranda Geräusche und im nächsten Moment spaziert der Leopard nur einige Meter von mir entfernt an der Veranda vorbei! Vor lauter Schreck stehe ich mit einem Ruck von meinem Stuhl auf, er hört mich, hält an und blickt mir für einige Sekunden direkt in die Augen! Mein Herz bleibt für einen Moment stehen und ich halte den Atem an! Er steht nur einige Meter von mir entfernt und nur durch etwa einen Meter Höhe und einen kleinen Zaun um die Veranda herum von mir getrennt. Das wäre natürlich kein Hindernis für einen Leoparden, aber er hat ja nicht vor, mich zu Fressen 🤣. Deshalb läuft er nach diesem kurzen und sehr intensiven Moment unbeirrt weiter in Richtung Wasserloch.

Dort trinkt er eine Weile, entfernt sich, dreht nochmals um, riecht am Boden neben dem Wasserloch irgendetwas und wälzt seinen Kopf darin. Dann trinkt er nochmals, bevor er wieder in der Dunkelheit verschwindet… Einige Zeit danach gibt er nochmals diesen eindringlichen Laut von sich und das wars!

Ich sitze auf meiner Veranda, bin völlig überwältigt von diesem sehr speziellen Besuch und eine Mischung aus Ehrfurcht und grosser Dankbarkeit erfüllt mich. Was für eine unglaubliche Begegnung!! Und das Beste ist, dass ich jetzt schon weiss, wer dieser grosse und sehr stolze Leopard ist, nämlich ein alter Bekannter. Es ist Botshelo, der dominante Leopard, von dem ein Grossteil des Nachwuchses in diesem Tal abstammt. Wir hatten bereits einige sehr intensive und wunderschöne Begegnungen mit ihm!

Und es freut mich natürlich umso mehr, wenn ich Leoparden antreffe, die ich schon «kenne». Das macht den KTP so speziell, dass man die Geschichten der verschiedenen Leoparden zum Teil mitverfolgen kann.

Mein Objektiv ist nicht besonders geeignet für Nachtaufnahmen, es sind daher eher «Beweisfotos» ;-):

Am nächsten Tag habe ich dann versucht einzufangen, wo Botshelo genau entlanggelaufen ist und wo ich mich dann befunden habe.

Hier auf der Veranda bin ich gesessen:

Und da unten neben dem Cruiser und unter der Holzkonstruktion ist er durchgelaufen:

Der Blick von unten, man sieht den Aufgang zum Häuschen und das Geländer der Veranda: